Edgardo Carmona – Enthüllung der Skulptur "Territorios" in Hohenstein-Ernstthal

Ein "falscher" Indianer
Die Burghausener Bürger hatten sich nur sehr ungern von den Skulpturen Carmonas getrennt. In drei Lastzügen wurden sie im Januar 2008 zur Folgeausstellung nach Salzgitter abtransportiert. Mit Bedacht hatten sie jedoch die Figur "Mambeo", eine monumentale Skulptur eines Indianers, zurück behalten. Mit dieser Figur als Geschenk wollten sie ihrer Partnerstadt Hohenstein-Ernstthal in Sachsen eine besondere Freude bereiten. Ein "Winnetou" für den Geburtsort Karl Mays! Bei nochmaliger genauerer Betrachtung der Skulptur stellte man indes mit Schrecken fest, dass man den "falschen Indianer" reserviert hatte. Die Skulptur Carmonas stellt einen Koka-Blatt-kauenden Kogi-Indianer aus der kolumbianischen Sierra Nevada de Santa Marta dar, der nichts gemein hat, mit einem federgeschmückten nordamerikanischen Prärie-Indianer.

Nun war Diplomatie gefragt. Vielleicht konnte man der Partnerstadt auch eine andere Skulptur Carmonas präsentieren? Die übereinstimmende Wahl beider Partnerstädte fiel auf die Figur "Territorios" (Ein an eine Laterne gelehnter Mann und ein gegenüberstehender Hund fixieren sich gegenseitig mit  Blicken, während sie urinieren). Während der laufenden Ausstellung in Salzgitter – die mit einem hierfür eigens hergestellten Ausstellungskatalog begleitet wurde – musste also eine Skulptur (die "Territorios") entfernt und durch einen Kogi-Indianer ersetzt werden. Mit vielem guten Willen aller beteiligter drei Städte ist dies dann gelungen. Ein Lastzug hat den Kogi-Indianer von Burghausen nach Salzgitter gebracht und von dort die Skulptur "Territorios" nach Hohenstein-Ernstthal mitgenommen.

Die Enthüllung der Skulptur "Territorios"
Die öffentliche Präsentation der Skulptur "Territorios" wurde von der Stadt Hohenstein-Ernstthal in ihr Stadtfest, den Hohensteiner Jahrmarkt, eingebunden, der gemeinsam mit den Partnerstädten Burghausen, Hockenheim und Rheinberg vom 03. bis 05.10.2008 gefeiert werden sollte. Das Fest wurde offiziell mit der Übergabe der Skulptur durch den Oberbürgermeister Hohenstein-Ernstthals in Anwesenheit der Bürgermeister von Hockenheim und Burghausen eröffnet. Die Bürger waren bis zum Platzen gespannt was sich wohl unter dem in Laken gehüllten Objekt mit der Bezeichnung "Territorios" verbarg. Dieser Akt wurde mit kolumbianischer Salsa-Musik und Musik von Steel-Drummern begleitet.

Die Reaktionen der Bürger nach der Enthüllung der Skulptur auf dem Altmarkt hinter dem Rathaus lassen sich recht eindrucksvoll den Schlagzeilen der Lokalpresse entnehmen:

  • "Pinkler" erregt Ärgernis
  • Besuch aus der Partnerstadt beschert Stadt Kunst aus Kolumbien - "Also ich find'se schön!"
  • Über die Skulptur wird geredet
  • Rostige Skulptur will provozieren
  • Diskutieren über "Territorios" erwünscht
  • Bild Zeitung: Eine neue Skulptur auf dem Obermarkt sorgt für Aufregung in Hohenstein-Ernstthal
  • Männeken "Hot-Piss" als streitbare Sehenswürdigkeit
  • "Territorios" bleiben stehen - Diskussion um Skulptur hinterm Rathaus reißt nicht ab

Eine Bild-Unterschrift war mit dem Kommentar versehen:
Erstaunen, Schmunzeln, Kopfschütteln – all das hat "Territorios" schon bei der Enthüllung bei den Leuten bewirkt.

Auch die ortsansässige Pfarrerin, Frau Anke Indorf, hat sich hierzu vorsichtig geäußert:
"Ich denke mit einer ordentlichen Portion Fröhlichkeit kann man das schon anschauen."

Die Skulptur musste sich sogar einmal einer Chisto-artigen nächtlichen Verhüllungsaktion unter Verwendung diverser Klopapierrollen unterziehen. Eine Autofahrerin wurde anscheinend so von ihr abgelenkt, dass sie deren Schienbein rammte, was eine kleine Delle im Schienbein aber eine große Beule im Auto verursachte.

Den Artikel können Sie hier herunterladen.

Den Artikel der Tageszeitung "Freie Presse" vom 4./5. Oktober 2008 können Sie hier herunterladen.

Der mdr hat am 12.10.2008 in seiner Sendung "Sachsen-Spiegel" einen 3-minütigen Fernsehbericht gezeigt
Der Kommentator dieses Berichts beginnt mit den Worten:
"Wenn zwei auf einem Marktplatz stehen und pinkeln, dann ist das mindestens eine Ordnungswidrigkeit!
Außer in Hohenstein-Ernstthal, da ist es Kunst!"