Ein Gefäß der Kultur Moche mit Ausguss in Penisform

Die altperuanische Kultur Moche (100 – 600 n. Chr.) hatte mich schon immer in besonderem Maße fasziniert. Nicht etwa wegen ihrer grausamen Opferrituale, sondern wegen ihrer herausragenden Keramikartefakte, die für mich die Großartigsten sind, welche die präspanischen Kulturen Süd- und Mittelamerikas hervorgebracht haben.

Da kann man gewissermaßen dreidimensionale Portraits bewundern, bei denen einem höchst individuell geformte Gesichter entgegenblicken. Meistens wurden diese Artefakte in Form von sog. „Steigbügelgefäßen“ gestaltet. Diese präspanischen Töpfer waren äußerst kreativ und haben mit ihren Gefäßen so ziemlich alles, was sie bewegt, dargestellt (Tiere, Opferszenen, Krieger, Geburtsszenen, erotische Szenen, usw.).

Ich habe sowohl die Ausgrabungsstätten der Kultur Moche in Nordperu besucht, als auch das wohl berühmteste Museum mit Artefakten der Kultur Moche, das Larco-Museum in Lima. Das Stuttgarter Linden-Museum besitzt übrigens (siehe Ziff. 28) ebenfalls eine ganze Reihe herausragender Keramiken der Kultur Moche.

Bei den Keramiken hatte mich beim Aufbau meiner „Flaschensammlung“ ganz besonders ein Gefäß der Kultur Moche mit Ausguss in Penisform interessiert, da es mir zur Aufnahme meines Rums als ganz besonders geeignet erschien. Aus dem lesenswerten Buch und gleichzeitig Ausstellungskatalog „INKA Gold, 3.000 Jahre Hochkulturen, Meisterwerke aus dem Larco Museum Peru“ konnte ich zu dieser Keramik nachstehende Informationen entnehmen:

„Solche Motive werden als humoristische Darstellungen interpretiert. Dabei werden Sexualorgane bewusst isoliert oder verzerrt, um einen komischen Effekt zu erzielen oder um den aus dem Geschlechtsorgan trinkenden Menschen lächerlich zu machen. Die Keramik zeigt deutlich einen als Trinkausguss dienenden Penis. Seine Vorhaut ist beschnitten und die Eichel als menschlicher Kopf gestaltet. Das isolierte Geschlechtsorgan wird also personifiziert, so wie die Moche es manchmal auch bei Waffen und Geräten taten. Denkbar ist sogar, dass die Moche glaubten, dass in einzelnen Körperteilen Geister oder Seelen leben.“

Ich habe eine kleine Manufaktur in Monizales damit beauftragt, mir dieses Gefäß der Kultur Moche gewissermaßen als „Rumflasche“ nachzubauen. Bis es der Manufaktur allerdings gelang, dieses Gefäß dicht zu bekommen, dauerte es beinahe zwei Jahre. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.