Der Jaguar – jetzt auch in Gestalt eines Porzellan-Dekanters

Seit nunmehr 35 Jahren habe ich mit großer Passion nach meinen Gestaltungsvorgaben Flaschen und Gefäße von Künstlern und Kunsthandwerkern herstellen lassen. Meine Favoriten, das sind mittlerweile 65 Artefakte, haben es auf meine Homepage geschafft (www.consulhonorariostuttgart.de, Rubrik „Produkte“, Vom Rum inspiriert – eine Galerie von mir gestalteter Flaschen und Gefäße). Ich habe mir also nach und nach meine eigene kleine „Flaschenwelt“ aufgebaut.

Wie wäre es also jetzt auch noch einen Porzellan-Dekanter in Gestalt eines Jaguar-Kopfs herzustellen?

Anfang Februar 2022 habe ich mich mit dieser Idee an meinen Freund Hannes Kämmer gewandt, der in Rudolstadt in Thüringen eine Porzellanmanufaktur betreibt. Meine Vorstellung dabei war es einen Jaguar-Kopf mit geöffnetem Maul darzustellen, schon um die spektakulären Zähne dieser Raubkatze eindrucksvoll in Szene zu setzen. Schließlich verfügt der Jaguar, das größte Landraubtier in Mittel- und Südamerika, über die größte Beißkraft aller Raubkatzen.

Hannes hatte als Modelleur für diese Porzellanfigur einen Künstler ausgesucht, der auch für Firma Schleich die berühmten „Schleich-Tiere“ modelliert.

Um diesem meine Vorstellungen näherzubringen habe ich ihm Fotos von Ölgemälden des kolumbianischen Künstlers Alfredo Vivero, Fotos von Holzschnitzarbeiten der Tucano-Indianer am Amazonas sowie einen leibhaftigen Jaguar-Schädel zugeschickt. Letzteren bekam ich von einem Lehrer-Ehepaar geschenkt, welches den Schädel vor vielen Jahren in Kolumbien erworben und wohl ein wenig schlechtes Gewissen hatte. Für die möglichst originalgetreue Nachbildung des Gebisses war der Schädel dann noch von großem Nutzen.

Nachdem der Modelleur ein wirklich großartiges Modell hergestellt hatte, konnte die Porzellanmanufaktur ihre Arbeit in Angriff nehmen. Dabei mussten aufgrund des komplexen Aufbaus des Kopfes und seiner Details insgesamt fünf verschiedene Gipsformen hergestellt werden, in denen die Einzelteile wie Kopf, Oberkiefer, Unterkiefer usw. separat gegossen werden können. Diese Einzelteile werden dann mit Porzellanschlicker zusammengefügt, mit einem Holzstäbchen verputzt und geglättet und bei 900°C gebrannt. Beim zweiten Brand, dem Glattbrand mit Glasur, unter einer Temperatur von 1.400°C entsteht dann die endgültige Porzellanfigur.

Ich habe den Jaguar-Dekanter unbemalt und weiß glasiert herstellen lassen. Ein einzelnes Exemplar wurde von einer Porzellanmalerin bemalt.

Mit diesem Jaguar-Kopf ist meinem „Porzellaner“ Hannes Kämmer wieder einmal ein ganz großer Wurf gelungen.

Meinen Freund Hernán Parra, den Rum-Meister der Marke Dictador, möchte ich gerne Ende dieses Kalenderjahres 2022 wieder einmal in Cartagena besuchen. Vielleicht kann ich ihn auch noch davon überzeugen, eine limitierte „Jaguar-Edition“, gefüllt mit seinem Premium-Rum herauszugeben. Ein Teil der Einnahmen – so meine Vision – könnte dann unmittelbar einem Projekt zum Schutz der Jaguare in Kolumbien zugute kommen.

Man wird doch wohl träumen dürfen!

Natürlich habe ich mich sehr darüber gefreut, dass mein Artikel auch in der Weihnachtsausgabe der Mitgliederzeitschrift des Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreis e.V. auf dessen Seiten 29-31 abgedruckt wurde.
  
Zwei Jaguarfotos wurden auf der Umschlagseite U2 wiedergegeben.

Nachtrag:
Im Dezember 2022 habe ich Hernán Parra in Cartagena besucht. Er schlug mir vor, die limitierte „Jaguar-Edition“ in Deutschland selbst abzufüllen. Er könnte mir ein 200 Liter-Faß Premium-Rums nach Deutschland schicken. Als das Fass im November 2023 endlich eintraf, habe ich Rumproben an zwei Abenden veranstaltet. Alle meine Gäste waren begeistert vom Rum und so begann ich mit dem Verkauf (Kaufpreis: Eigenkosten 170,00 € zzgl. 30,00 € Spendenanteil).

Am 20.02.2024 habe ich den Besitzer der Hacienda „Hato Aurora“, Herrn Jorge Barragan, auf seiner Hacienda in Kolumbien besucht und ihm als Präsent meinen Jaguar-Dekanter übergeben. In seinem 17.000 ha großen Naturreservat leben u.a. etwa 43.000 Capybaras, Krokodile, Kaimane, Anakondas, Ameisenbären, Pumas, Ozelote, 373 Vogelarten, Wildschweine, Pekaris, Riesenottern, Weißwedelhirsche, Tapire und Rinder. Die Jaguare finden also auf Jorges Hacienda ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Nahrungsangebot vor.

Alle Wildtiere auf Jorges Hacienda sind streng geschützt. Jorge hat sich mit Leib und Seele dem Schutz des Jaguars verschrieben und nimmt auch in Kauf, dass jährlich ca. 100 seiner Rinder von ihnen gerissen werden. (Seine Aktivitäten im Hinblick auf den Artenschutz zeigt eindringlich der spanisch-sprachige Dokumentarfilm „El guardian del Jaguar“).

Auf unseren mehrtägigen Pirschfahrten auf dem Gelände der Hacienda war jedoch nur wenigen das Glück beschert (unter anderem meiner Frau Carmen), ihn in natura zu sehen, als er für kurze Zeit aus dem Wald heraustrat.

Unser Freund, der kolumbianische Schriftsteller und Journalist Gustavo Tatis, hat über unsere Begegnung mit dem Jaguar ein paar humorvolle Zeilen geschrieben unter der Überschrift: „Drei fröhliche Tiger auf den Spuren des Jaguars.“ Dabei spielte er auf meine T-Shirts mit Jaguar-Motiven an, mit denen wir den Jaguar aus dem Dickicht locken wollten.

Tres alegres tigres viajan tras la ruta del jaguar César Bertel, Gerald Gassman y Gustavo Tatis Guerra junto al equipo humano y técnico del Hato Aurora, durante cuatro días por los territorios del jaguar hasta encontrarlo en la madrugada del viernes 22 de febrero a las 6 y 30 AM mientras el jaguar devoraba un probable venado o marrano salvaje. La señal fueron los gallinazos o chulos que esperaban lamer las sobras. El jaguar fue visto por Aniceto Garrido quien tiene 25 años lidiando con jaguares y anacondas y por Oscar Alfredo Cruz quien desde hace 3 años particula en el avistamiento de jaguares. En la travesía los que pudieron ver al jaguar a 300 metros de distancia entre la espesura fueron Carmen Gassman y Mary Serrano Rivas

Den Erlös aus meinem Dekanter-Verkauf habe ich dann am Ende meines unvergesslichen Aufenthalts auf der Hacienda auf das Konto der „FUNDACION PRO DESARROLLO DE CASANARE“ zugunsten des Jaguar-Schutz-Projekts überwiesen. Jorge hat sich hierüber „im Namen“ seiner Jaguare ganz herzlich bedankt.

Gerald Gaßmann