Wie die kolumbianische Botschafterin Yadir Salazar Mejía am Ende ihrer Amtszeit noch schnell ihren Favoriten als Konsul durchboxen will.
Vorbemerkung:
Ich schreibe diese Zeilen als Privatperson und nicht als Honorarkonsul. Das Auswärtige Amt hat mir auf Betreiben der Botschafterin die Erlaubnis zur Ausübung der konsularischen Funktion innerhalb meines Konsularbezirks Baden-Württemberg und Bayern (sog. Exequatur) mit Wirkung zum 27.10.2025 entzogen.
Diese Homepage wird daher nicht mehr als Homepage des Konsulats, sondern nach entsprechendem Umbau als meine private Homepage fortgeführt.
Kolumbien im Herzen
Seit 35 Jahren habe ich gemeinsam mit meiner kolumbianischen Ehefrau Carmen in Deutschland und Kolumbien unzählige Aktivitäten auf sozialem, kulturellem und ökonomischem Gebiet entwickelt. Der kolumbianische Journalist und Schriftsteller Gustavo Tatis Guerra beschreibt unser Engagement für Kolumbien in seinem am 25.10.2025 veröffentlichten Artikel („El alemán enamorado de Colombia“) auf der Plattform „colombiabellezapura“ u.a. wie folgt:
„Desde hace 35 años junto a su esposa colombiana Carmen, Gerald ha desarrollado una de las hazañas sociales y culturales de mayor integración, cooperación y proyección que se haya emprendido entre Colombia y Alemania, y lo ha hecho con la pasión de un alpinista y con espíritu de filántropo que lo caracteriza, sin otro interés que el bien común.“
Seit 13 Jahren übe ich in Stuttgart das Amt eines Honorarkonsuls für Kolumbien aus. Der damalige Botschafter, Herr Juan Mayr Maldonado, hatte in Kenntnis meines Engagements für Kolumbien mich bei der Regierung als Konsul vorgeschlagen, welches ich dann mit großer Freude angenommen und mit Leidenschaft ausgeübt habe.
Am 01.07.2016 hat mir die kolumbianische Regierung den Orden San Carlos als Anerkennung für meine „konstante und ehrenamtliche Arbeit zugunsten Kolumbiens“ verliehen. Während meiner Amtszeit habe ich insgesamt fünf Botschaftern gedient, zu denen ich teilweise freundschaftliche Beziehungen entwickeln konnte. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern zeichnete sich die aktuelle Botschafterin dadurch aus, dass sie weder mich, noch den Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreis e.V. (die bedeutendste Organisation auf sozialem und kulturellem Gebiet in Deutschland) jemals aufsuchte.
Ein höchst unprofessioneller Termin mit der Botschafterin und ihrer Stellvertreterin in der Botschaft verbunden mit der Einleitung meiner Entlassung
Am 13.05.2025 lud sie mich gemeinsam mit meiner Frau zu einer kurzfristig anberaumten Besprechung in der Botschaft ein. An der Besprechung nahm auch ihre Stellvertreterin Frau Juana Castro teil, die das Protokoll führte, und im Oktober 2025 als Vizeministerin im Außenministerium Kolumbiens berufen wurde.
Die Botschafterin hob zunächst meine ganz herausragenden Verdienste für Kolumbien hervor. Sie würde sich derzeit darum bemühen, dass ich für diese Verdienste einen noch höherrangigen Verdienstorden erhalten würde als den bisherigen.
Sodann hat sie mir (völlig überraschend) eine vorbereitete Rücktrittserklärung vorgelegt und darauf bestanden, dass ich diese sofort unterschreibe. Eine von mir vorgeschlagene Befristung des Amtes etwa auf Ende 2026 war für sie nicht verhandelbar, weil sie bereits einen konkreten Nachfolger für mich ausgesucht hatte, den Geschäftsführer der Firma Klett EDU. Begründet hat sie den von ihr geplanten Wechsel mit meinem Alter (zurzeit 77 Jahre alt).
Ich hätte jetzt ein Alter erreicht, in dem man einem Nachfolger Platz machen müsste. Von einer geplanten und erforderlichen Umstrukturierung war indes entgegen der Protokollantin in ihrem Protokoll, nie die Rede. Hier hat die jetzige Vizeministerin schlichtweg unrichtig protokolliert.
Am Ende dieser Besprechung war ich nicht bereit, trotz massiven Drucks durch die Botschafterin die mir vorgelegte Rücktrittserklärung zu unterschreiben.
Nachdem ich die Rücktrittserklärung nicht unterschreiben wollte, wurde mir mit Mail vom 02.06.2025 angedroht, die unterlassene Unterschrift als „Insubcistencia del cargo“ zu erklären. Hierauf habe ich der Botschafterin sofort mit meiner Mail vom 03.06.2025 geantwortet.
Mit Mail vom 10.06.2025 übersandte mir die Botschafterin das Protokoll über den Termin in der Botschaft, geschrieben von ihrer Stellvertreterin der Ministra Plenipotenciaria Juana Castro, der heutigen Vizeminsterin. Das Protokoll war, wie ausgeführt, in wesentlichen Punkten unrichtig, weshalb ich schriftlich mit meiner Mail vom 18.06.2025 um Berichtigung gebeten habe. Mit Mail vom 20.06.2025 wurde mir mitgeteilt, dass die Botschafterin als höchste Repräsentantin der Regierung und damit für Kolumbien selbst handele. Eine Berichtigung des Protokolls komme daher nicht in Betracht.
Ich habe mich dann auch mit meiner Mail vom 03.06.2025 an die damalige Außenministerin Laura Sarabria Torres gewandt, und sie über den Verlauf der Besprechung in der Botschaft vom 13.05.2025 informiert. Gleichzeitig habe ich die Ministerin darum gebeten, mein Amt als Honorarkonsul noch bis zum Ende der Mietzeit für meine speziell für das Konsulat angemieteten Räume ausüben zu können.
Große Überraschung:
Die kolumbianische Botschafterin betreibt auch noch im Oktober im kolumbianischen Außenministerium meine Entlassung
Während meiner Kolumbienreise Ende September und im Oktober 2025 wurde ich für mich völlig überraschend darüber informiert, dass bereits ein Entlassungsdekret vorliegt, welches nur noch von der Ministerin und vom Präsidenten unterzeichnet werden müsste. Ich habe mich dann sogleich in Kolumbien bemüht, die m. E. völlig ungerechtfertigte Entlassung abzuwenden.
Mit meinem Schreiben vom 05.10.2025 habe ich mich direkt an den Präsidenten gewandt und ihm die konkrete Situation geschildert. Ich habe ihm versichert, dass ich meine Arbeit als Konsul mit vollem Engagement fortsetzen werde, mit meiner langjährigen Erfahrung als Anwalt und meinem in 35 Jahren erworbenen Erfahrungswissen in sozialen Dingen.
Eine gewaltige Welle an Solidarität und Unterstützung für den Fortbestand des Konsulats
Sodann haben kolumbianische und deutsche Unterstützer des Stuttgarter Honorarkonsulats eine ausführlich begründete Petition formuliert mit dem Ziel, das Konsulat fortbestehen zu lassen. Dabei haben sie auch auf die dramatische Situation hingewiesen, dass wegen einer Schließung des Konsulats als Wahllokal unzählige Kolumbianer ihr Wahlrecht nicht ausüben können. Innerhalb weniger Stunden haben die an das Außenministerium und den Präsidenten gerichtete Petition vom 15.10.2025 insgesamt 446 Personen unterschrieben; Personen aus allen Bevölkerungsgruppen Kolumbiens und Deutschlands.
Darüber hinaus haben sich 20 Petenten (Vereine, Stiftungen, Künstler, Musiker, Schriftsteller, Priester, Stipendiaten, usw.) in einer individuellen Petition an den Präsidenten und die Außenministerin gewandt, verbunden mit der Bitte, die geplante Entlassung nicht vorzunehmen. Alle Petitionen können im unten aufgeführten Anlageverzeichnis nachgelesen werden. Sie sind ein rührendes Zeugnis der Zufriedenheit der Petenten mit der Arbeit des Konsuls und darüber hinaus auch noch einer großen Zuneigung.
Der Radiosender W Radio berichtet über die geplante Entlassung („Por su edad“)
Diese an den Präsidenten gerichtete Petition mit mehr als 440 Unterschriften wurde auch an den renommierten Radiosender „WRadioColombia“ zugeleitet, der daraufhin ausführliche Interviews auf mehreren Plattformen (Facebook, Instagramm, YouTube und Twitter) ausstrahlte. Radio W hat 1,06 Millionen Abonnenten und veröffentlichte diese Interviews am 17.10.2025 unter dem Titel „Por su edat? Polemica por solicitud de renuncia a consúl honorario de Colombia en Stuttgart“. (Die Sendung können Sie sich hier anhören.) Weder die Botschafterin Yadir Salazar Mejía, noch der Generalkonsul in Frankfurt Lennin Hernandez konnten bei der Befragung auch nur einen einzigen Entlassungsgrund angeben.
Der Generalkonsul in Frankfurt und die Botschafterin fordern Widerruf angeblich unwahrer Behauptungen im Radiointerview
Ich wurde mit Schreiben vom 31.10.2025 aufgefordert, in der Radiosendung gefallene, angeblich unwahre Behauptungen zu widerrufen bzw. zurückzunehmen (siehe Schreiben vom 31.10.2025).
In diesem Schreiben wird u.a. wahrheitswidrig erklärt, ich hätte in der Radiosendung die Behauptung aufgestellt, dass die Botschafterin „Posten verkauft“. Das habe ich, wie man dem Interview unschwer entnehmen kann, nie behauptet und würde es auch nie behaupten, wenn ich keine konkreten Beweise dafür habe. In meinem Interviewbeitrag hatte ich darauf hinweisen wollen, dass, wenn es den Botschaftern so einfach gemacht wird, einen Honorarkonsul ohne Entlassungsgrund zu entlassen und durch eigene Favoriten zu ersetzen, die Gefahr besteht, dass die Konsulate zukünftig verkauft werden können („… en el futuro cada embajador puede vender el puesto a otra persona“.). Das ist meine feste Überzeugung und dazu stehe ich (siehe hierzu unser Antwortschreiben vom 03.11.2025).
„COLOMBIABELLEZAPURA“, die schöne Seite Kolumbiens
Die Plattform „COLOMBIABELLEZAPURA“ mit mehr als 5 Millionen Followern widmet sich den schönen Seiten Kolumbiens. Unter ihrem erfahrenen Chefredakteur Edelmiro Franco hat sie am 25.10.2025 einen Artikel über mich veröffentlicht, der entsprechend dem Geist dieser Plattform, meine Arbeit für Kolumbien in ein positives und liebevolles Licht rückt. Unter dem Titel „Gerald Gassmann: El alemán enamorado de Colombia. Embajador del sabor y la amistad en Colombia“ stellt er mein Engagement für Kolumbien im sozialen und kulturellen Bereich vor. Eine wunderbare Würdigung der gemeinsamen Aktivitäten mit meiner kolumbianischen Frau Carmen in den letzten 35 Jahren (den Artikel können Sie hier ansehen).
Wir beginnen mit den Inscripciones
Wir haben im Kosulat im Oktober 2025 mit der Registrierung (Inscripcion) der Wähler begonnen, die uns trotz erheblichen Drucks von der kolumbianischen Community nur sehr zögerlich vom Generalskonsulat erlaubt wurde. Offensichtlich wartete man auf meine Entlassung und der damit verbundenen Schließung des Konsulats als Stuttgarter Wahllokal. Täglich trafen bei uns ca. 20 Schreiben ein mit der Bitte, einen kurzfristigen Termin für die Inscripciones zu gewähren. Wir haben in unserem Stuttgarter Konsulat, um die Inscripcionen tagesgenau abzuarbeiten, an allen Wochentagen, teilweise auch an Wochenenden, Termine vergeben.
Wir informieren die Außenministerin und den Präsidenten über die gravierende Wahlbehinderung der wahlberechtigten Kolumbianer bei einer Schließung des Konsulats als Wahllokal
Mit unserer Mail vom 26.10.2025 haben wir die Außenministerin und den Präsidenten eindringlich die problematische Situation unserer Wähler im süddeutschen Raum vor Augen geführt. Wenn also das Stuttgarter Konsulat auf Betreiben der Botschafterin geschlossen wird, können die Wähler sich auch nicht mehr in Stuttgart registrieren lassen und auch nicht in Stuttgart wählen. Die Mehrheit der Wähler wird den beschwerlichen und kostspieligen Weg nach Frankfurt nicht in Kauf nehmen und damit an den Wahlen nicht teilnehmen (siehe unsere Mail vom 26.10.2025).
Die Botschafterin hat gleichwohl trotzdem auf meiner Entlassung bestanden, weshalb mir vom deutschen Außenministerium die Erlaubnis zur Ausübung meiner konsularischen Funktion mit Wirkung zum 27.10.2025 entzogen wurde (siehe Schreiben der Botschafterin vom 27.10.2025).
Ich war daher gezwungen, das Stuttgarter Konsulat zu schließen, mit der Konsequenz, dass Hunderte von Kolumbianern jetzt in Frankfurt wählen müssen (siehe Schreiben des Frankfurter Generalkonsuls vom 01.11.2025) und wegen dieser erheblichen Erschwernisse bei der Ausübung ihres Wahlrechts nicht wählen werden.
Anlagenverzeichnis:
- Zusammenfassende Betrachtungen (Consideraciones), Stand Ende September 2025
- Vorbereitete Rücktrittserklärung vom 13.05.2025 im Termin vom 13.05.2025 (vor mir nicht unterschrieben)
- Mail des Generalkonsuls vom 02.06.2025
- Mein Antwortschreiben an die Botschafterin vom 03.06.2025
- Schreiben der Botschafterin vom 10.06.2025 unter Beifügung des Protokolls von Juana Castro
- Mein Antwortschreiben vom 18.06.2025 mit der Bitte um Berichtigung des Protokolls in wesentlichen Punkten
- Antwort des Generalskonsuls im Schreiben vom 20.06.2025 auf meine Bitte auf Protokollberichtigung hin
- Meine an die damalige Außenministerin Laura Sarabria Torres am 03.06.2025 abgesandte Mail
- Meine Mail an den Präsidenten vom 05.10.2025
- Petitionen vom 15.10.2025 gerichtet an den Präsidenten und die Außenministerin mit 446 Unterschriften
- Individuelle Petitionen von insgesamt 20 Petenten aus Deutschland und Kolumbien zusammengestellt auf meiner Homepage
- Radiointerview auf Radio W vom 17.10.2025
- Veröffentlichung eines Artikels über Gerald Gaßmann auf der Plattform COLOMBIABELLEZAPURA am 25.10.2025
- Mail vom 26.10.2025 an die Außenministerin und den Präsidenten mit Hinweis auf die massive Beeinträchtigung der Wahlen in Süddeutschland bei Schließung des Stuttgarter Konsulats
- Schreiben der Botschafterin vom 27.10.2025, in dem sie den Entzug meines Exequaturs mitteilt.
- Pressekommuniqué des Frankfurter Generalkonsuls vom 01.11.2025 mit der Mitteilung, dass alle Wahlhandlungen im Frankfurter Generalkonsulat vorgenommen werden müssen.
- Generalkonsul fordert Widerruf angeblich unwahrer Behauptungen mit Mail vom 31.10.2025
- Meine Stellungnahme hierzu vom 03.11.2025
- Anuncio publicitario sugerido por el Consulado de Frankfurt y nunca publicado.
